Schloss Schwarzenau

Das ist das Renaissanceschloss Schwarzenau. An seiner Stelle stand früher bereits ein romanisches Wasserschloss. Während des 2.WK und noch Jahre danach war das Schloss in desolatem Zustand. Ab 1952 wohnten ca 20 Mietparteien fast mietfrei darin. Meine Eltern und ich gehörten von 1950-1953 zu den Bewohnern. Heute ist das Schloss restauriert und es finden verschiedene Veranstaltungen darin statt.

Ich war etwa zwei Jahre alt, als meine Eltern aus der Wohnung der Großeltern auszogen und einen eigenen Hausstand gründeten. Wir zogen in das bemerkens­werteste Gebäude von Schwarzenau, ein riesiges Renaissanceschloss. Es stand in der Ortsmitte und war von einem weitläufigen Park mit alten Bäumen und wild wuchernden Sträuchern umge­ben, der herrliche Schleich­wege und Verstecke für uns Kin­der bereithielt. Wegen der Baufälligkeit des Schlosses war die Miete gering, die Ärm­sten des Ortes wohnten hier sogar kostenlos. Unsere Woh­nung, gleich neben dem Hauptportal links im Erdgeschoss, bestand aus einem Wohnzimmer, einem Schlafzim­mer und einer Küche für uns allein. Außerdem gab es noch einen kleinen Vorgar­ten, in dem meine Mutter allerlei Blu­men und Gemüse an­pflanzte.
Wir waren bestimmt zwanzig "Schlosskinder", und es gab viel für uns zu entdecken, sowohl im Park als auch in den unendlichen Gängen und den nur zum Teil bewohnten Räu­men des Schlosses. Einer der beiden mächtigen Türme des zweistöckigen Haupttraktes war halb eingefallen. Er zog uns Kinder besonders an. Hier spielten wir mit Vorliebe Ver­stecken. Auf der Suche nach einem Ort, an dem uns niemand finden würde, schlichen wir die staubigen, spinnwebübersä­ten Wendeltreppen hinauf, öffneten knarrende Türen zu immer noch stuckverzierten Sälen, von deren Wänden verschlissene Tapeten hingen und begegneten in unserer Phantasie längst verstorbenen Schlossbewohnern, die uns erschreckten, aber auch faszinierten.