Darstellendes Spiel

Mein früher Zugang zu diesem Fach geht auf meine eigene Schulzeit am Französischen Gymnasium zurück, wo die Musiklehrerin Irmgard Riepenhausen und der Kunstlehrer Rudi Müller integrative Schulmusik- und Theaterprojekte mit ihren Schülern "auf die Beine stellten".

Benjamin Britten: Der kleine Schornsteinfeger

Weiterbildung Darstellendes Spiel 1980-1981, Fortbildungen 1983,1984 (mit Fotos)

Der Grundkurs Darstellendes Spiel
Dieses Schulfach, das ich nach Beendigung meiner Weiterbildung an zwei Gesamtschulen und einem Gymnasium als Grundkurs in der Oberstufe unterrichtete, ist dasjenige, mit dem nach meiner Erfahrung Lehrziele im kognitiven, emotionalen, sozialen und Handlungsbereich besonders gut erreicht werden können. Darstellendes Spiel ist keine Spielwiese für Faulenzer oder Drückeberger, wie manche Kollegen vielleicht noch vermuten. Ein Blick in den Rahmenplan belegt die Vielzahl kognitiver Lehrziele, die fachspezifische Leistungen mit praktischen und theoretischen Schwerpunkten, gruppenspezifische Leistungen und die Klausurarbeit umfassen. Im emotionalen Bereich konnte ich mehr als einmal erleben, daß hier das leistungsbezogene Gefühl Angst am ehesten dem Gefühl der Faszination Platz macht. Ein gemeinsames Ziel erhöht die Chance des Miteinander-  statt Gegeneinander-Spielens. Das Fach bietet zudem gute Möglichkeiten, Projektunterricht und interdisziplinäres Arbeiten (mit Kunst- und Musiklehrern) auch längerfristig zu verwirklichen.

Kritisch sei folgendes angemerkt: Im Unterschied zu englischen Schulen, an denen das  Darstellende Spiel bereits seit Anfang der 60er Jahre fester Bestandteil des Fachunterrichts ist, befindet sich dieses Fach an deutschen Schulen immer noch in einer wesentlich ungünstigeren Position. Seit 1977 ist es ein "Fach zur Erprobung", was bedeutet, daß der Lehrer für jeden neu einzurichtenden Kurs entsprechende Anträge auf Kursgenehmigung stellen und nach der Durchführung Erfahrungsberichte beim Schulrat abgeben muß (ob das heute noch so ist, habe ich während der Zeit meiner Beurlaubung nicht verfolgt). Ganz praktisch zeigt sich die Benachteiligung auch in den räumlich-technischen Arbeitsvoraussetzungen (kaum Fachräume, zu wenig adäquate Bühnen). So mancher Musiklehrer, Sportlehrer, Physiklehrer usw. würde bei entsprechenden Arbeitsbedingungen einfach "das Handtuch werfen".   

Laut Rahmenplan dürfen Schüler ein selbst erdachtes Stück nur dann realisieren, wenn sie vorher eine Theateraufführung nach einer dramatischen Vorlage zustande gebracht haben. Wie sehr das Moment, gemeinsam eine Idee zu entwickeln und sie auf die Bühne zu bringen, die Schüler begeistern kann, entnahm ich der Tatsache, daß alle Kursteilnehmer, die ich unterrichtete, die dafür erforderlichen vier Semester "durchhielten", um ihr Ziel schließlich durchzusetzen. Arbeitsaufwendig ist dieses Fach allemal, für Schüler und für Lehrer. Erstaunlich zu sehen ist allerdings immer wieder, wieviel Zeit und Engagement beide Seiten einzusetzen bereit sind, wenn "intrinsische Motivation" vorhanden ist und die Aufführungen als krönender Abschluß in der Ferne winken. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die sich "unterwegs" und am Ziel ergeben, sind einfach nicht vergleichbar mit denen in den von mir auch unterrichteten und geschätzten anderen Fächern. Hatte ich allerdings eine Schülergruppe in Deutsch oder Französisch zu unterrichten und später auch im Darstellenden Spiel, war als Rückwirkung auf die beiden ersten Fächer immer eine "atmosphärische Verbesserung" zu spüren. Ähnliche Effekte beobachtete ich auch in Mittelstufenklassen, mit denen ich im Deutschunterricht Kreatives Schreiben versucht hatte.

Ich habe seit 1981 mit sehr unterschiedlichen Schülergruppen sowohl dramatische Vorlagen (absurde Einakter, Tardieus Stück: Die Liebenden in der U-Bahn, Michael Ende: Das Gauklermärchen, das Gripstheaterstück: Die schönste Zeit im Leben, Wedekind: Frühlings Erwachen) als auch von den Schülern erfundene Stücke zur Aufführung gebracht. Die für mich überzeugendste Leistung meiner letzten Schülergruppe bestand darin, daß sie sich dafür einsetzte, ihr Stück selbständig zur Aufführung zur bringen. Ich hatte meine Beurlaubung beantragt und stand nur für 1 Semester als Kursleiterin zur Verfügung. Eine Kollegin übernahm es freundlicherweise, die Anwesenheit der Schüler im 2.Semester zu kontrollieren und als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stehen. Die Inszenierung mit allen Szenen- und Durchlaufproben bewältigten die Schüler in Eigeninitiative. Das Stück wurde erfolgreich aufgeführt.

1982 AG Darstellendes Spiel: Das grimmige Märchen und Onkel Rostislav (auf dem letzten Foto bin ich als Kursleiterin rechts außen) 

 

1983 Grundkurs Darstellendes Spiel: Alltagsversionen aus dem Untergrund

 

1983 Grundkurs Darstellendes Spiel: Jean Tardieu: "Die Liebenden in der U-Bahn"

 

1984 Grundkurs Darstellendes Spiel: Michael Ende: "Das Gauklermärchen"

 

1990 Grundkurs Darstellendes Spiel: Proben zu Frank Wedekind: "Frühlings Erwachen"